Holzminden (red). Am Samstag war es wieder soweit: Björn „Burn“ Schrader rief zum Müllsammelspaziergang in der Holzmindener Innenstadt auf. Während er mit dem „Nestputz“ zum Kükenfest jedes Jahr eine breite Öffentlichkeit erreicht, organisiert er unterjährig kleinere Rundgänge, die er nur über Instagram und Facebook promotet, um die Stadt Schritt für Schritt sauberer zu halten.
Am 20. September fand der letzte geplante Termin für dieses Jahr statt – passend nicht nur zum World Cleanup Day, sondern auch zum Weltkindertag. Schließlich liegt es in unserer Hand, den Kindern von heute ein sauberes und lebenswertes Umfeld zu hinterlassen – und das gelingt am besten, wenn wir selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Bei strahlendem Sonnenschein machten sich zehn Erwachsene und vier Kinder mit Müllsäcken und Greifzangen auf die Jagd nach Kippen, Coladosen und Pizzakartons. Besonders engagiert waren die jungen Teilnehmer, die als aufmerksame „Spotter“ jeden noch so versteckten Fund meldeten und damit den Erwachsenen oft einen Schritt voraus waren.
Der Schwerpunkt lag zunächst auf dem Bereich rund um die Mensa und den Haarmannplatz – Orte, die zum Verweilen einladen, aber leider auch regelmäßig als Müll-Hotspots auffallen. „Da wird die Pizza nicht nur gegessen, sondern der Karton gern vergessen, obwohl der Mülleimer direkt neben der Bank steht“, fasst Schrader augenzwinkernd zusammen. Auch Coladosen landen trotz Pfand immer wieder im Gebüsch. Später teilte sich die kleine Gruppe dann auf und ging durch die Straßen der Altstadt bis hinunter zur Weser.
Aufgrund der etwas geringeren Teilnehmendenzahl konnte das größte Übel nicht so sehr in den Fokus genommen werden, denn gerade in den Pflasterfugen der Innenstadt finden sich Kippen über Kippen. Viele, die gedankenverloren ihre Kippe wegschnippen denken nicht weiter darüber nach, dass jede Kippe runde 60 Liter Grundwasser verunreinigt. Eine Kippe enthält u. a. Arsen, Nikotin, Blei und Formaldehyd, ein Westentaschen-Chemieunfall, der nicht in die Umwelt gehört.
Das Fazit der Gruppe fiel nach den gut 2 Stunden dennoch positiv aus: Die Innenstadt ist insgesamt sauberer, als manch Spaziergänger denkt. Zwar gibt es bestimmte Stellen, an denen sich regelmäßig Unrat sammelt, doch grundsätzlich leistet die Stadtreinigung gute Arbeit. Nur: Eine 24/7-Präsenz der städtischen Mitarbeiter könne niemand erwarten – und auch das reine Meckern helfe nicht weiter.
Genau da setzt die Idee des Spaziergangs an: Nicht klagen, sondern handeln. „Einen kleinen Beitrag leisten tut nicht weh“, so das einhellige Fazit der Teilnehmenden, die sich bereits nach dem nächsten Termin erkundigten. Der wird sehr wahrscheinlich erst am 21.03.2026 im Vorfeld zum Kükenfest 2026 erfolgen, dann wieder im großen Rahmen und unter dem Namen „Nestputz“.
Für Organisator Schrader, der diese Art Aktion seit Jahren initiiert und dessen Engagement mittlerweile in den städtischen Müllpatenschaften von Unternehmen und Privatpersonen weiterlebt, steht fest: Es geht weiter – ob mit großer Resonanz vor dem Kükenfest oder mit einer kleinen, aber hoch motivierten Truppe an einem warmen Spätsommertag. Er kann nur jedem Bürger raten, sich auch mal in seinem eigenen „Kiez“ umzuschauen, vielleicht findet sich eine kleine Gemeinschaft, die sich gern engagiert und sich nicht davor scheut, freiwillig der Gesellschaft gegenüber ein wenig Verantwortung zu übernehmen. Grundsätzlich kann jeder einen solchen kleinen Rundgang mit geringem Aufwand organisieren. Das Material (Müllgreifer, Müllsäcke und auch die Abholung des Unrats) wurde auch in diesem Jahr wieder unkompliziert von den Stadtwerken Holzminden unterstützt.
Foto: Björn „Burn“ Schrader