Holzminden (haa). Seit 2015 wird jährlich am 20. Juni der Weltflüchtlingstag begangen – ein Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Gerade in der heutigen Zeit hat dieser Tag eine besondere Bedeutung, denn in vielen Regionen der Welt herrschen instabile und gefährliche Zustände für die dort lebenden Menschen. Terrorregime, imperialistische und autoritäre Diktaturen sowie staatliche Repressionen sind Ursachen dafür, dass Menschen ihrem natürlichen Instinkt folgen und die Flucht aus ihrer Heimat ergreifen.
Fragt man nach aktuellen Krisenherden, werden wohl der Ukraine-Krieg und die Eskalation im Nahen Osten als Erstes genannt. Mehr als sechs Millionen Menschen sind bereits aus der Ukraine in andere europäische Staaten geflüchtet. Im Iran kommt es immer wieder zu temporären Evakuierungen – rund 100.000 Menschen aus Teheran fliehen, teils in Richtung Türkei, teils in die nördlichen Provinzen. In Israel wurden seit Oktober 2023 bis zu 250.000 Menschen durch Angriffe von Terrorgruppen wie Hamas und Hisbollah binnenvertrieben. Im Gazastreifen wiederum wurden rund 90 Prozent der Bevölkerung innerhalb des Gebiets zur Flucht gezwungen. Fazit: Vertreibung und Fluchtbewegungen finden weltweit in alarmierendem Ausmaß statt.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Dieses Phänomen begleitet die Menschheit seit jeher. Eine Person, die die weltpolitische Lage lange beobachtete und früh vor Entwicklungen warnte, war Margot Friedländer. Sie steht stellvertretend für das Schicksal der Verfolgten in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus – viele Juden, Sinti, Roma und Homosexuelle wurden vertrieben, deportiert oder ermordet.
Als Holocaust-Überlebende wandte sie sich mit eindringlichen Worten an die Weltöffentlichkeit: „Seid Menschen – es gibt nur menschliches Blut.“ Damit lenkte sie den Blick auf das Leid heutiger Flüchtlinge und Vertriebener. Zuletzt äußerte sie diesen Appell am 8. Mai 2025, dem Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus – nur zwei Tage vor ihrem Tod.
Im Gedenken an und zu Ehren von Margot Friedländer veranstaltet die Stadt Holzminden am Freitag, dem 20. Juni 2025, eine Lesung im Ratssitzungssaal. Christiane Harbort-Ring, Antje Knust und Petra Vaal lesen aus ihren Werken – etwa aus dem Buch „Versuche, dein Leben zu machen“. Dr. Jean Goldenbaum sorgt für die musikalische Gestaltung. Eine Veranstaltung, die gerade an diesem Tag den Zeitgeist trifft.
Die Gedenklesung beginnt um 19 Uhr, Einlass ist ab 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.