Holzminden (red). Zaghaft und reserviert gibt sich der Frühling in diesem Jahr. Mit wenigen frühlingshaften Tagen sendet er seine verhaltenen Grüße, obwohl er meteorologisch und kalendarisch schon in voller Blüte stehen müsste. Musikalisch hält er am Sonntag, 23. April, Einzug in Holzminden. An diesem Sonntagabend sendet der Kulturverein ab 20 Uhr in der Stadthalle in seinem letzten Sinfoniekonzert der Saison 2022/2023 musikalische Frühlingsgrüße, egal wie das Wetter werden wird. 

Den Anfang macht der englische Komponist Frederick Delius mit einem typischen Frühlingboten, dem Kuckuck, in seiner poetischen Miniatur „On Hearing the First Cuckoo in Spring“. „Der englische Komponist mit deutschen Wurzeln war ein Meister des impressionistischen Stimmungsbildes. Man sieht die sachte sich wiegenden Getreidefelder und grünen Hügel der englischen Countryside geradezu vor sich. Delius verarbeitet hier auch ein norwegisches Volkslied – vielleicht eine Reverenz an seinen Mentor Edvard Grieg“, schreibt Dr. Kerstin Schüssler-Bach. 

Der zweite Frühlingsgruß stammt aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart, und auch in dem Konzert für Klavier und Orchester Nr. 27 B-Dur KV 595 begegnet uns der Kuckuck. „Wenige Tage, nachdem Wolfgang Amadeus Mozart im Januar 1791 sein Klavierkonzert KV 595 vollendet hatte, verwendete er das Rondothema des letzten Satzes mit seiner beschwingten Dreiklangsmelodie gleich noch einmal: nämlich in seinem Lied ,Sehnsucht nach dem Frühlinge‘, wo es in etwas veränderter Gestalt die Worte ,Komm, lieber Mai, und mache die Bäume wieder grün‘ begleitet. Mozart vertonte hier ein Gedicht von Christian Adolph Overbeck, das eigentlich den Titel ,Fritzchen an den Mai‘ trug. Das B-Dur-Konzert wurde am 4. März 1791 in einer Akademie des Klarinettisten Joseph Beer uraufgeführt. Es war Mozarts letzter öffentlicher Konzertauftritt“, weiß Dr. Kerstin Schüssler-Bach und fährt fort: „Das weitausschwingende Thema des ersten Satzes gehört den Violinen, während die Bläser mit Rufmotiven dazwischen treten. Im Charakter unterscheidet es sich kaum vom zweiten Thema, so dass sich ein einziger großer gesanglich-melodischer Raum öffnet. Dieses ,singende Allegro‘ greift das Klavier gedanklich und thematisch auf. Es tritt in einen Dialog mit einzelnen Gruppen des Orchesters. Die tänzerische Melodie des späteren Frühlingslieds bestimmt das abschließende Rondo, bei dem sich Solist und Orchester gegenseitig die motivischen Bälle zuwerfen.“ 

Für die Solopartie konnte die hervorragende Pianistin Annika Treutler gewonnen werden. Zehn Jahre nach ihrem Debüt mit Schumanns Klavierkonzert im Großen Saal der Berliner Philharmonie mit dem Deutschen Sinfonie-Orchester Berlin kann Annika Treutler auf die Zusammenarbeit mit zahlreichen Orchestern zurückblicken. So konzertierte sie als Solistin mit verschiedenen renommierten Klangkörpern. Darüber hinaus widmet sie sich intensiv der Kammermusik. Den Ausklang des Konzerts bildet die Sinfonie Nr. 1 B-Dur Opus 38, die „Frühlingssinfonie“, von Robert Schumann. Der einleitende „Weckruf“ der Blechbläser erweist sich als prägend für das motivisch-thematische Geschehen. Die „Neue Philharmonie Westfalen“ wird geleitet von Sebastian Tewinkel. Der aus Unna stammende Dirigent studierte Schulmusik in Hannover und Dirigieren an der Stuttgarter Musikhochschule. Seit 2015/16 ist Sebastian Tewinkel GMD und Chefdirigent der Neubrandenburger Philharmonie und seit 2019 zusätzlich künstlerischer Leiter des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau. Darüber hinaus ist er seit 2010/11 Professor für Orchesterleitung an der Musikhochschule Trossingen. 

Karten für dieses schöne Frühlings-Konzert gibt es beim Stadtmarketing in Holzminden, Markt 2 (Telefon 05531/992960), bei der Kultur- und Touristinformation Höxter (Telefon 05271/19433) und bei allen Hellweg-Vorverkaufsstellen, bei hellweg-ticket-online.de sowie ab 19 Uhr an der Abendkasse.

Foto: Stefan Höderath und Jörg Metzner