Holzminden (red). Gemeinsam mit dem Wasserstoffnetzwerk Leine-Weser hat die Wirtschaftsförderung des Landkreises Holzminden die Veranstaltung „Wasserstoff in der Industrie – Optionen und Herausforderungen“ im create:hub Holzminden organisiert. Mit Impulsvorträgen und einem Austausch über Möglichkeiten zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen bei Hochtemperaturprozessen – wie sie etwa in der Glasindustrie üblich sind – sollten insbesondere Industrieunternehmen aus dem Kreisgebiet über Wasserstoff als alternativen Energieträger miteinander ins Gespräch kommen. Der Abend bot spannende Erfahrungsberichte und einen intensiven fachlichen Austausch.
Wasserstoff als Schlüssel zur Klimawende
Rund 30 engagierte Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung verfolgten nach der Einführung durch Kreisbaurat Ralf Buberti interessante und detailreiche Vorträge. Buberti betonte die Notwendigkeit, Wasserstoff als Teil der Lösung zur Erreichung der Klimaschutzziele zu betrachten. Eine vollständige Elektrifizierung von Produktionsprozessen sei für viele energieintensive Unternehmen aufgrund der erforderlichen hohen Temperaturen nicht realisierbar. Neben dem Einsatz von Wasserstoff wurden auch die regionale Produktion von erneuerbarem Wasserstoff sowie der Aufbau einer geeigneten Infrastruktur für den Transport des Gases diskutiert.
Südniedersachsen braucht eigene Lösungen
Dr. Alexander Bedrunka, Vertreter des Niedersächsischen Wasserstoff-Netzwerks, gab einen Überblick über die Aktivitäten auf Landesebene. Er wies darauf hin, dass Südniedersachsen derzeit nicht an das geplante deutschlandweite Wasserstoff-Kernnetz angebunden ist, das zwischen 2025 und 2032 bundesweit in Betrieb gehen soll. Das Wasserstoffnetzwerk Leine-Weser, dem auch der Landkreis Holzminden angehört, bietet deshalb auf regionaler Ebene eine Plattform, um alternative Lösungsansätze zu entwickeln und zu diskutieren. Netzwerkmanager Martin Hellwig stellte die Ziele und Strategien des Netzwerks vor und motivierte die Teilnehmenden, sich aktiv einzubringen.
Praxisbeispiel aus der Glasindustrie
Sven-Roger Kahl, Energiemanager beim europaweit tätigen Glashersteller Ardagh, präsentierte ein Umsetzungsprojekt seines Unternehmens in Limmared (Schweden). Dabei erläuterte er sowohl die Chancen als auch die technischen Grenzen des Einsatzes von Wasserstoff. Im Rahmen des Projekts wurde das für die Glasproduktion benötigte Erdgas teilweise durch Wasserstoff ersetzt, der vor Ort per Elektrolyse erzeugt wurde. Das Ergebnis: Rund 20 Prozent des Erdgases konnten ohne Qualitätsverluste oder technische Anpassungen durch Wasserstoff ersetzt werden. Wird der eingesetzte Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind- oder Solarstrom gewonnen, lassen sich erhebliche Mengen CO₂ einsparen.
Herausforderungen und Ausblick
Einigkeit bestand darin, dass es eine große Herausforderung bleibt, solche zukunftsweisenden Projekte auch wirtschaftlich darzustellen. Zudem seien noch rechtliche und regulatorische Fragen zur industriellen Nutzung von Wasserstoff zu klären.
Die Wirtschaftsförderung des Landkreises Holzminden und das Wasserstoffnetzwerk Leine-Weser wollen die Anregungen aus der Veranstaltung aufgreifen und das Format weiterentwickeln. „Wasserstoff ist ein Marathonlauf“, betonte Dr. Klüber-Süßle, Leiterin der Wirtschaftsförderung. „Aber es muss der erste Schritt getan werden, um das Ziel zu erreichen.“
Foto: Landkreis Holzminden