Holzminden (haa). Zum dritten Mal in Folge fand der Schwimmabzeichentag im Holzmindener Freibad statt – der Verein Wasserfreunde Holzminden bot Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit, das Seepferdchen-, Bronze- und Silberabzeichen zu erlangen. Insgesamt 37 Abzeichen wurden am vergangenen Dienstag nach erfolgreich abgelegter Prüfung verliehen.
Der Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung (BSF) ruft jährlich Schwimmvereine, Ortsgruppen und Schwimmbäder dazu auf, sich an den Schwimmabzeichentagen zu beteiligen. Dies ließen sich die Wasserfreunde Holzminden nicht zweimal sagen. Mit einem Schild zur Sichtbarmachung der Aktion standen die Vorsitzenden vor dem Schwimmerbecken. Nach und nach kamen die Kinder mit ihren Eltern zur Anmeldung – für sie war der Eintritt kostenlos. Die Stadt übernahm die Kosten für alle Anwärterinnen und Anwärter auf ein Schwimmabzeichen.
Insgesamt zu viert begleitete das Team der Wasserfreunde den Nachmittag. Für diesen Zeitraum mussten sie sich von ihren eigentlichen Hauptberufen freinehmen. Die Vorsitzende des Vereins, Anna Gaede, und ihre Stellvertreterin, Swantje Schuwicht, übernahmen die Abnahme der Prüfungen. Für sie sind Tage wie dieser, an denen die Bedeutung des Schwimmens in den Vordergrund rückt, besonders wertvoll. Denn in der Gesellschaft zeigt sich zunehmend ein Rückgang der Schwimmkompetenz bei jungen Menschen.
„Heutzutage nimmt die Schwimmfähigkeit der Kinder ab. Ein Grund dafür sind fehlende zeitliche Ressourcen“, erklärt Gaede. Ganztagsschulen nähmen die Schüler verstärkt in Anspruch, sodass weniger Zeit für regelmäßiges Schwimmtraining bleibe. Auch Flüchtlingskinder, die ohne Schwimmkenntnisse nach Deutschland kommen, seien ein Thema – viele von ihnen sind bereits im Jugendalter. In solchen Fällen erschwere zusätzlich die Sprachbarriere das Training.
Auch marode Bäder oder fehlendes Personal führten vielerorts zu Kürzungen im Schwimmunterricht. In der eigenen Region zieht Gaede jedoch ein positives Fazit: „Wir haben das Glück, dass wir in der Umgebung recht viele Bäder haben, sodass Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung stehen – ein Vorteil, den viele andere nicht haben.“
Selbst wenn die zeitlich begrenzten Abzeichenkurse besucht und abgeschlossen werden, fehlt es dem Verein an Nachwuchs. „Oft hören die Kinder nach dem Erhalt des Schwimmabzeichens auf und nehmen nicht mehr an fortlaufenden Kursen teil“, berichtet Gaede. Das sei auch für den zukünftigen Betrieb des Vereins problematisch: Wenn niemand die verschiedenen Stufen der Schwimmausbildung durchläuft, fehlt es langfristig an qualifizierten Kräften, die später selbst als Übungsleiter oder Prüfungsabnehmer aktiv werden können. Hierfür werde die Trainer-C-Lizenz vorausgesetzt.
„Menschen für eine ehrenamtliche Tätigkeit zu begeistern, ist schwer. Bei uns kommen noch bestimmte Qualifikationen hinzu – das macht es nicht leichter“, erklärt Gaede. Sie selbst steht drei- bis viermal pro Woche am Beckenrand und fährt an rund zwölf Wochenenden im Jahr zu Wettkämpfen. Das erfordere viel Zeit und ein gutes Management, um Beruf und Ehrenamt miteinander zu vereinbaren.
Doch für die Trainer sei zunächst wichtig, den Kindern sicheres Schwimmen beizubringen. Das sei jedoch nicht automatisch nach Abschluss des Seepferdchenkurses langfristig gegeben. „Die Prüfung ist immer eine Momentaufnahme. Es ist wichtig, dass die Eltern weiterhin mit den Kindern zum Schwimmen gehen, damit sich das Gelernte festigen kann“, betont Gaede.
Die Kinder, die am vergangenen Dienstag ihr Abzeichen entgegennahmen, hatten sichtlich Spaß daran, sich im Wasser zu bewegen. „Wenn sie freudestrahlend ihr Abzeichen in der Hand halten, gibt einem das sehr viel zurück. Das motiviert uns, dieses Ehrenamt zu leisten“, so Gaede. Dieses Glück durften die Wasserfreunde an diesem Tag gleich 37-mal erleben: Elf Kinder erhielten das Seepferdchen, 18 erschwammen sich Bronze, und acht freuten sich über das Silberabzeichen.
Gaede und ihre Kolleginnen empfinden eine große Leidenschaft für diesen Sport. „Das ist ein Sport, den man bis ins hohe Alter ausüben kann – einfach, weil er Spaß macht und dem Körper guttut. Und obendrein bekommt man beim regelmäßigen Freibadbesuch auch noch eine schöne Bräune. Besser geht’s doch nicht“, schmunzelt Gaede abschließend.
Foto: haa