Holzminden (red). Schon seit vielen Jahren wird in Holzminden am 9. November das Gedenken der Reichspogromnacht 1938 wachgehalten. Ein Schweigemarsch, bei dem die Teilnehmenden Lichter in den Händen tragen und diese zum Gedenkstein nahe dem ehemaligen Standort der Holzmindener Synagoge bringen, folgt einer Veranstaltung, welche bislang traditionell in der Lutherkirche stattfand. Der Kirchengemeinde und allen teilnehmenden Personen, die auch aus anderen Gemeinden kamen und diese Veranstaltung initiiert sowie alljährlich durchgeführt haben, ist sehr für ihren Einsatz zu danken. 

Wenn in diesem Jahr erstmals für die Gedenkveranstaltung durch die Stadt Holzminden zu einem anderen Ort eingeladen wird, darf darin keine Kritik an der bisherigen Art der Durchführung gesehen werden. Vielmehr geht es angesichts der aktuellen Lage in unserem Land darum, noch deutlicher als bisher zu zeigen, dass es sich beim Gedenken an die Untaten der Nationalsozialisten, beim Wachhalten der Erinnerung als Mahnung, beim Eintreten für Freiheit, Toleranz und Menschenwürde um eine Aufgabe handelt, die wir nicht allein den Kirchen überlassen sollten. Jede Bürgerin und jeder Bürger ist aufgerufen, sich zur Ablehnung von Rassismus, ideologischer Verblendung, Hass und Gewalt zu bekennen. Unabhängig von Religion, Herkunft, Geschlecht oder Alter sollten wir alle zusammen dafür kämpfen, dass es bei uns niemals wieder zu einer Situation wie jener in den 1930er-Jahren kommt.

Deshalb lädt in diesem Jahr die Stadt Holzminden zur Gedenkveranstaltung am 9. November, 18 Uhr in den Ratssitzungssaal, Neue Straße, ein. Im Anschluss an den von Dr. Jean Goldenbaum und Claudio Boning musikalisch umrahmten Teil des Gedenkens findet wie immer der Schweigemarsch zum Gedenkstein im Katzensprung statt. Alle Holzmindener sind eingeladen, sich durch die Teilnahme daran zu Inhalt und Zielen dieses Gedenkens zu bekennen.