Holzminden (red). Die Wählergruppe Lebendiges Holzminden hat in diesem Sommer eine Online-Umfrage durchgeführt, um zu ermitteln, was den Bürgern dieser Stadt aus politischer Sicht wirklich wichtig ist. Die Ergebnisse hierzu wurden in der letzten Arbeitssitzung der neuen politischen Kraft dieser Stadt vorgestellt. „Für jede politische Fraktion ist es unerlässlich zu jeder Zeit im engen Austausch mit den Menschen dieser Stadt zu stehen, um nicht die Bodenhaftung und den Realitätsbezug zu verlieren“, so Thomas Brill, der für Lebendiges Holzminden für die Stadtratswahl kandidiert. Neben dem persönlichen Gespräch im Bekanntenkreis oder am Wahlstand hat die Wählergruppe hierfür auch den Weg der Befragung gewählt, um zu bestimmten Themen ein besseres Bild über die Interessenslage der Holzminder zu erhalten. 

Insgesamt nahmen 243 Personen an der Umfrage teil. Im ersten Teil der Studie mussten sich die Bürger in die Situation des Bürgermeisters hineinversetzen. Die Aufgabe bestand darin, für die kommenden fünf Jahre festzulegen, welche Themen wichtig sind und welche nicht. Hierbei mussten zwölf vorgegebene Arbeitsschwerpunkte in eine Rangreihung gebracht werden, wobei das aus Sicht des Befragten wichtigste Thema auf Rang 1 einzuordnen und das unwichtigste auf Rang 12. In der Datenanalyse wurde für jedes Thema der Mittelwert der vergebenen Rangbewertungen berechnet (gemittelter Rang). 

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Bekämpfung des Leerstandes in der Innenstadt bei den Bürgern die allerhöchste Priorität genießt (siehe Abbildung 1). Interessant ist in diesem Kontext, dass der Bau der Sensoria-Erlebniswelt von den Studienteilnehmern explizit nicht als Allheilmittel gesehen wird, um die Innenstadt attraktiver zu machen bzw. zu beleben. Das von der Ratspolitik und den Medien als Leuchtturm angepriesene Objekt landet in der Prioritäten-Skala mit deutlichem Abstand sogar auf dem allerletzten Platz. 

Dem gegenüber gehört der (Nicht-)Bau des Feuerwehrgerätehauses in der Wallstraße zu den Top-Themen. Bahaa Amayri von Lebendiges Holzminden, der selbst aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist, betonte in der Diskussion der Ergebnisse, dass dieses Feedback aus der Bevölkerung ein klares Signal an die Verwaltung sowie den neuen Bürgermeister und Rat ist. Er hob hervor, dass Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und damit verbunden eine adäquate Ausstattung der Feuerwehr eine Pflichtaufgabe der Kommune sind. 

Im vorderen Mittelfeld der Priorisierung lagen darüber hinaus die Themen Digitalisierung des Unterrichts an den Grundschulen, Ausbau des Radwegenetzes, Bau des Frauenhauses sowie die Straßensanierung. Mit etwas Abstand folgten die Umgestaltung der Teichenanlagen sowie die Aufwertung der Weserpromenade. Ein Parkhaus am Hafendamm landete in Bezug auf die Priorität im hinteren Bereich. 

In den letzten Jahren gab es eine immer größer werdende Entfremdung der Bevölkerung von der Ratspolitik und der Arbeit der Verwaltung. Die Wählergruppe Lebendiges Holzminden hat daher auch betrachtet wie z.B. eine politische Teilhabe der Bürger verbessert bzw. überhaupt ermöglicht werden kann. Viele Menschen sind berufstätig, haben familiäre Verpflichtungen oder interessieren sich nur für bestimmte Politikbereiche. Die Zeit ist knapp und ein Ansatz der Wählergruppe ist daher, den Informationszugang für die interessierten Bürger dieser Stadt zu verbessern. Das dies von den Bürgern sehr begrüßt wird, zeigen die Umfrageergebnisse zu diesem Themenkomplex. Zwischen 78% bzw. 72% fänden es gut (Kategorien „sehr gut“ und „gut“) wenn es ein Live-Streaming der Rats- und Ausschuss-Sitzungen in das Internet gäbe. Fast 90% würden sich darüber freuen, wenn das alte internetbasierte Ratsinformationssystem eine verbesserte Suchfunktion hätte. Die Dokumente und Vorlagen sind nicht Verschlagwortet, so dass es für Bürger wie auch Ratsmitglieder selbst oftmals mühsam ist, Recherche zu betreiben und Hintergrundinformationen zu sammeln. Von fast zwei Drittel wird auch eine Verlegung der Ratssitzungen von 17 auf 18 Uhr als sehr gute bzw. gute Idee bewertet. Sebastian Dormeyer von Lebendiges Holzminden betonte in der Versammlung, dass die gemachten Vorschläge relativ einfach sowie kostengünstig umzusetzen sind und dass viele andere Kommunen bereits ein Streaming von Sitzungen umsetzen. 

Die von der Wählergruppe Lebendiges Holzminden durchgeführte Studie, umfasste neben den dargestellten Resultaten eine Reihe weiterer insbesondere offener Fragen zu den Themen Jugend und Senioren. Die kompletten Studienergebnisse zusammen mit konkreten Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltung werden am 1. September auf der Website www.lebendiges-holzminden.de allen interessierten Bürgern zur Verfügung gestellt. Natascha Schmidt von Lebendiges Holzminden freute sich am Ende der Arbeitssitzung, dass so viel Holzmindener an der Umfrage teilgenommen haben und wertvolle Hinweise und Empfehlungen zur Ausgestaltung der Ratspolitik gegeben haben.

Foto/Grafiken: Lebendiges Holzminden