Holzminden (red). Auf große Resonanz stieß das Gespräch mit dem Landtagspräsidenten Bernd Busemann zum Thema Bildung. Uwe Schünemann hatte Elternvertreter und Schulleiter sämtlicher Schulen im Landkreis eingeladen und zahlreiche Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, ihre Sorgen, aber auch Anregungen vorzutragen. Der chaotische Schulstart bot reichlich Stoff zur Diskussion. Die mangelnde Unterrichtsversorgung an allen Schulformen, die kurzfristige Abordnung von Gymnasiallehrern an die Grundschulen, die überbürokratisierte Einstellung von Quereinsteigern in den Schuldienst bewegt die Verantwortlichen in unseren Schulen. Dazu kommt die Herausforderung der Inklusion und Integration und der, durch nicht getätigte Investitionen in den Bestand, gestiegene Sanierungsstau, der sich landkreisweit mittlerweile auf beinahe 100 Millionen Euro summiert. Ein engagiertes Kollegium könne sehr viel auffangen, sind sich alle Anwesenden einig. Allerdings seien die Rahmenbedingungen mittlerweile so schlecht, dass die Bildungsqualität darunter leide. „Die Jugendlichen empfinden die Initiative ‚hier geblieben‘ als Realsatire“, fasste ein Schulleiter die Kommentare seiner Schüler zusammen. 

Eine Zustandsbeschreibung bewältigt aber noch keine Probleme, weshalb vorwiegend über Lösungen gesprochen wurde: So könne eine hundertprozentige Unterrichtsversorgung kurzfristig nur durch eine Einstellungsgarantie für alle Lehramtsstudenten mit erfolgreichem Abschluss erreicht werden. Völlig unverständlich sei, dass in diesem Jahr nicht alle zur Verfügung stehenden Gymnasiallehrer eingestellt wurden. Zudem müssten geeignete Quereinsteiger umgehend Planungssicherheit und ausreichend Fortbildung in Pädagogik erhalten. Mittelfristig sollten Lehrer von unterrichtsfremden Leistungen entlastet und mehr Verwaltungspersonal eingestellt werden. Mehr Freiraum für pädagogische Arbeit schaffe bessere Bildungsqualität.

Für Ausbildung und Studium bei Polizei und Bundeswehr werde aktiv geworben. Eine entsprechende Profiloffensive für den Lehrerberuf sei sinnvoll und müsse sofort starten. Offene Grundschulleiterstellen könnten nur durch eine bessere Bezahlung mit A13/A14 und eine Zulage für den ländlichen Raum besetzt werden. Zudem müsse die Unterrichtsverpflichtung für Schulleiter verringert werden. 

Da Schule zunehmend auch gesellschaftliche Probleme lösen muss, sollten Schulsozialarbeit und pädagogisches Unterstützungspersonal an allen Schulen mit langfristiger Beschäftigungsperspektive ausgestattet werden. Ein dringend benötigtes Ganztagsangebot bedinge ausreichend Fachkräfte an den Schulen. Das Gleiche gelte für die Inklusion. Die Eltern fordern Wahlfreiheit in dieser Frage. Daher solle die Förderschule Lernen und Sprache nicht abgeschafft werden.

Mehr Mut wird von der Politik bei der Sanierungsfrage eingefordert. Ein modernes Lernumfeld sei zwingend erforderlich, allein schon um die Abwanderung der Schüler und Schülerinnen zu den Schulen in andere Landkreise zu stoppen. Hierbei müsse ein Schwerpunkt auf Schulen mit Bestandsperspektive und vielfältigem Angebot gelegt werden. Darüber hinaus müsse der ÖPNV flexibler gestaltet und auf die Unterrichtszeiten ausgerichtet werden. 

„Zuhören, diskutieren und gemeinsam Lösungen erarbeiten – das war das Ziel des Abends“, so Uwe Schünemann zu den Erwartungen dieser Veranstaltung. Insofern sei der Gesprächskreis ein voller Erfolg gewesen.

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