Holzminden (my). Sie kommen aus Schweden, Finnland, Holland und fast aus allen Teilen Deutschlands, um mit ihren Wohnmobilen Halt in unserem schönen Weserbergland zu machen. Rund 25.000 Übernachtungen zählt Wilfried Wagner im Jahr. Damit ist er nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere Stadt, sondern schon fast der inoffizielle Tourismus-Chef. Unsere freie Autorin Melike Yasaroglu war zu Besuch auf einen Kaffee und hat tatsächlich mal einen Menschen kennengelernt, der nicht über Holzminden meckert.

Seine Tage sind lang. Unter zwölf Stunden arbeitet er selten. 18.000 Quadratmeter Campingplatz hat er zu bewirtschaften, seine Gäste zu pflegen. Und das tut er. Manche kommen schon in der zweiten Generation zu ihm und entscheiden sich immer wieder für seinen schönen Campingplatz in Holzminden. „Unsere Infrastruktur ist unglaublich“, schwärmt er. Direkter Blick auf die Weser, das Frei- und Hallenbad angrenzend, ein Supermarkt um die Ecke und am Weserradweg gelegen. Einige Camper finden es hier so schön, dass sie einfach bleiben. Rund 80 Dauercamper stehen hier, sie haben sich Terrassen oder Wintergärten gebaut oder gepflegte Gärten angelegt. Hier genießen sie ihren Lebensabend.

Handwerker, Putzfrau, Taxifahrer, Elektriker – dieser Mann ist alles in einem. Gäste ins Krankenhaus oder ihre Hunde zum Tierarzt fahren? Für Wilfried Wagner kein Problem, das scheint alles im Service inbegriffen zu sein. „Jeden Morgen bekommen meine Gäste von mir Brötchen. Ich hänge sie jedem Einzelnen an die Tür.“ Robust ist er, aber zeitgleich auch herzlich und wirkt entspannt. Er nimmt sich Zeit für unser Gespräch, obwohl er alle Hände voll zu tun hat. Während unseres Interviews wirkt er immer ein wenig abwesend und beobachtet den Platz, falls jemand seine Hilfe braucht.

Und so ist es tatsächlich. Denn während wir bei einem Kaffee zusammensitzen und uns unterhalten, werden wir alle paar Minuten unterbrochen. „Wilfried, hast du mal eine Batterie? Hast du schon den Abschleppdienst gerufen?“ Er nickt und beruhigt den Camper, der eine Panne hat. Danach wendet sich Wilfried Wagner wieder mir zu: „Tut mir Leid, aber hier ist man einfach das Mädchen für alles.“

Über zwölf Jahre ist es her, dass er den Campingplatz übernommen hat, „in ziemlich marodem Zustand“, ergänzt er. Er haucht der Anlage wieder Leben ein; nicht nur mit Sanierungsmaßnahmen, sondern vor allem mit seiner frischen und unkomplizierten Art. „Wir fahren zu Wilfried“ ist sein Slogan – nicht auf irgendeinen Campingplatz. Einmal im Monat organisiert er eine Brauereibesichtigung, gibt Ausflugtipps und lotst seine Gäste zum Schloss Corvey oder Bevern, nach Fürstenberg oder auch in den Kletterpark im Solling. Auch richtig große Feiern richtet er aus und erzählt von Silvesterfeiern mit 200 Leuten.

Bevor er nach Holzminden gekommen ist, hat er auf einem Platz am Schiedersee in Schieder-Schwalenberg gearbeitet und auch jetzt bekommt Wilfried Wagner Angebote, noch weitere Stellplätze im Weserbergland zu übernehmen. Ob ihm das manchmal in den Fingern juckt? Er verneint: „Das hier ist einfach mein Herzstück.“ Einem Mann wie ihm kann diese Stadt nur dankbar sein – dem inoffiziellen Tourismus-Chef Holzmindens.

Besondere Menschen, spannende Hobbies und Lebensgeschichten abseits des Mainstreams finden Platz in unserer beliebten Reihe „Auf einen Kaffee mit…“. Die nächste Folge lesen Sie am Sonntag, 1. Oktober 2017.