Holzminden (my). In unserer neuen Reihe nehmen wir uns Zeit für Gespräche mit Menschen aus unserer Stadt, die wertvolle Arbeit leisten. Zweimal im Monat stellen wir die „Macher“ Holzmindens vor, die sich auf vielfältige Weise einsetzen. Heute geht es um den Verein „Hilfe für das krebskranke Kind“, der seit knapp 20 Jahren besteht. Unsere freie Mitarbeiterin Melike Yasaroglu hat sich mit Kerstin Noack und Ulrike Walczak getroffen, die erste und zweite Vorsitzende des Vereins. Seit Jahren arbeiten sie ehrenamtlich und unermüdlich, um anderen zu helfen.

Die beiden Frauen haben eine unbändige Energie. Kerstin Noack ist 60, ihr Bein ist nach einem Sturz in einer Schiene, sie humpelt mir in ihrer Küche entgegen und begrüßt mich dennoch mit festem Händedruck. Ulrike Walczak, ebenfalls Anfang 60, ist noch berufstätig und nimmt sich trotzdem Zeit für unser Interview. Der Kaffee läuft gerade durch und wir beginnen mit dem Gespräch, noch bevor unsere Tassen aufgefüllt sind –die Frauen haben mir viel zu erzählen.

In mühevoller Arbeit tragen sie jedes Jahr rund 5.000 Euro zusammen, die krebskranken Kindern und ihren Familien zugutekommen. Die Spenden fließen vor allem in das Elternhaus Göttingen, die Onkologie an der Uniklinik Göttingen und das Kinderhospiz Löwenherz in Syke bei Delmenhorst. Mit dem Geld kaufen sie Rollstühle, Fahrräder, Bastelmaterial, Bücher; sie finanzieren Musiktherapien für krebskranke Kinder und unterstützen den Verein DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei). Vereinsvorsitzende Kerstin Noack erzählt mir von den Besuchen auf der Kinderstation und im Elternhaus, wie sie mit offenen Armen empfangen wird und von dem Glänzen in den Augen der tapferen Kinder: „Da ist eine Dankbarkeit und eine Freude ohne Ende“, berichtet sie gerührt. Wenn Geld übrig ist, ruft Kerstin Noack bei den Einrichtungen an und fragt, ob sie was brauchen; so haben sie einmal einen kaputten Billardtisch ersetzt. „Die Kinder vergessen mal für eine halbe Stunde ihre Krankheit und das ist so toll zu hören!“

Während wir uns in der Vorweihnachtszeit Gedanken um Geschenke, Essen und Dekoration machen, geht es bei den Frauen des Vereins „Hilfe für das krebskranke Kind“ nur um eins: Spenden sammeln. Jedes Jahr veranstalten sie die mittlerweile beliebte und bekannte Tombola auf dem Weihnachtsmarkt. Schon Wochen vorher türmen sich die Pakete voller Sachspenden, die sortiert werden müssen. Dafür gehen die Frauen „Klinken putzen“ –in Geschäften, bei Firmen und Privatpersonen. Die beiden Vorsitzenden erzählen mir von Emmi Timmer, die gerade 82 Jahre alt geworden ist und ihr Enkelkind durch Krebs verloren hat, sie ruft fast täglich bei Firmen in ganz Deutschland an, um Spenden zusammenzutragen. „Sie macht alles Menschenmögliche, um zu helfen“, ergänzt Kerstin Noack.

Die Geschichte hinter dem Verein ist traurig. Die Familie Lange aus Holzminden verliert ihre sechsjährige Tochter an eine seltene Leukämieart und ruft 1998 den Verein ins Leben. Einige Jahre später muss die Familie die Vereinsarbeit abgeben, weil immer wieder Wunden aufgerissen werden. Heute sind sie wieder mit dabei, mittlerweile sind es insgesamt 32 Mitglieder, viele von ihnen kennen das kleine Mädchen noch, aber wie so oft gibt es einen harten Kern von sechs bis sieben Aktiven, die die meiste Arbeit machen. „Und auf die kann ich mich verlassen“, sagt Kerstin Noack. Die beiden Frauen erzählen mir von früher, als sie mit der Weihnachtstombola noch quer durch den Landkreis getourt sind. „Wir haben bei -15 Grad in Holenberg gestanden“, berichtet Ulrike Walczak von den Anfängen. Ihre Tochter hat sie schon als kleines Kind immer mitgenommen, heute hilft die 28-Jährige bei fast jeder Aktion freiwillig mit.

Beiden Frauen ist es ein Herzensanliegen, dass sich möglichst viele Menschen bei der DKMS typisieren lassen. Auch neue Mitglieder und Spenden sind beim Holzmindener Verein „Hilfe für das krebskranke Kind“ jederzeit willkommen. Mehr Infos über ihre Arbeit und Projekte gibt es auf www.krebskrankekinder-hol.de.

Die nächste Folge unserer neuen Reihe „Auf einen Kaffee mit…“ erscheint am Sonntag, 19. März. Kennen Sie Menschen oder Einrichtungen, die Besonderes leisten und die wir unbedingt kennenlernen sollten? Wir sind gespannt auf Ihre Vorschläge. Schreiben Sie uns eine Mail mit dem Betreff „Kaffee“ an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

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