Holzminden (my). Zehntausende Menschen in den Kreisen Holzminden, Höxter und Paderborn starten mit ihrer Stimme in den Tag: Radio Hochstift-Moderatorin Sylvia Homann steht wochentags von 6 bis 10 Uhr am Mikrofon und bringt uns gut informiert und gut gelaunt in den Morgen. Doch ist es nicht schlimm, so früh aufstehen zu müssen? Und haben Moderatoren wirklich immer gute Laune? Unsere freie Autorin Melike Yasaroglu hat Sylvia Homann auf einen Kaffee besucht.

Bei diesem Interview prallen zwei Welten aufeinander. Mein Lebensmotto ist eher so „Der frühe Vogel kann mich mal“. Während ich mich aus dem Bett quäle und nach dem ersten Kaffee lechze, ist sie aber schon längst fit. Denn ihr Wecker klingelt um 3:15 Uhr. Jeden. Verdammten. Morgen. „Das ist anteilig pervers“, gibt die Radiomoderatorin zu, „aber nur die ersten zwei Minuten tun beim Aufstehen weh.“ Sylvia Homann ist eine Frohnatur; strahlend, sympathisch, ihre Energie scheint unerschöpflich. Und sie ist die geborene Frühaufsteherin.

Ihre Liebe zum Radio begann aus einer Weinlaune heraus in Frankreich Ende der 90er. Gerade war sie wegen ihres Studiums in Dijon angekommen und erfuhr von dem Campusradio an der Universität. „Bei einer Flasche Wein beschlossen meine Freundin und ich: Das wollen wir! Und dann hieß es ‚Nächsten Mittwoch um 16 Uhr seid ihr auf Sendung‘“, erinnert sich Sylvia Homann lachend. Eine handverlesene Playlist, liebevoll ausgesuchte Themen über das deutsch-französische Leben und scheinbar unendlich viel Spaß, denn wenn sie heute davon erzählt, funkeln ihre Augen noch immer.

Über Umwege – vom Münsterland, Mainz, über Göttingen, bis nach Höxter und Brakel – hat sie nach Paderborn gefunden. Mittlerweile arbeitet die ausgebildete Hörfunkjournalistin seit 17 Jahren bei Radio Hochstift, dem Lokalradio für die Kreise Höxter und Paderborn. Nach ihrer Ausbildung war sie dort erst als Nachrichtenredakteurin und Reporterin eingesetzt, seit sieben Jahren gehört sie als Moderatorin fest zum Morgenteam. Und es gibt Momente, die sie nicht vergessen wird: Beispielsweise die schwere Explosion in Höxter 2005, bei der drei Menschen ums Leben kamen und rund 60 weitere verletzt wurden. Oder auch der Fall „Kardelen“, das neunjährige türkische Mädchen wurde 2009 in Paderborn entführt, sexuell missbraucht und getötet. Als Sylvia Homann damals über den Fall berichtet, ist sie selbst schwanger.

Heute sind ihre beiden Kinder acht und neun Jahre alt. Im Hause Homann sind beide Eltern beruflich sehr eingespannt, Zeit ist Mangelware. „Mein Tag bräuchte eigentlich 48 Stunden“, meint die Radiomoderatorin. Sie erzählt von Wochen, in denen sie ihren Ehemann, der oft auf Geschäftsreisen ist, kaum sieht und WhatsApp das einzige Kommunikationsmittel ist. Da werden auch mal die Kleinen laut: „Mama, immer musst du arbeiten“, heißt es da schon mal. Und auch ihr Privatleben leidet unter dem frühen Aufstehen. Für sie ist es normal, bei abendlichen Treffen hektisch auf die Uhr zu sehen und sich auszurechnen, wie viel Schlaf ihr noch bleibt. Das erste Date mit ihrem jetzigen Ehemann hat sie schlichtweg verschlafen. „Wir waren im Kino und ich war sehr müde. Ich bin einfach an seiner Schulter eingeschlafen“, verrät die 40-Jährige.

Ihre Schicht beginnt um 4 Uhr. Wenn Sylvia Homann frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit ist, grüßt sie die Müllwerker oder begegnet betrunkenen Feiernden, die gerade von Partys nach Hause torkeln. Doch spätestens wenn sie im Sender am Frankfurter Weg in Paderborn angekommen ist, weiß sie, wofür sie jeden Morgen so früh aufsteht: „Es ist einfach der geilste Job der Welt.“

Unsere freie Autorin Melike Yasaroglu macht sich auf die Suche nach interessanten Menschen und außergewöhnlichen Jobs, jeden zweiten Sonntag erscheint unsere beliebte Reihe „Auf einen Kaffee mit…“. Die nächste Folge lesen Sie am 3. September 2017. Wenn auch Sie Vorschläge haben, mailen Sie uns gerne an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! mit dem Betreff „Kaffee“. Wir freuen uns!