Holzminden (rus/red). „Die Grundschulen sind hinsichtlich des Raumangebotes ausgelastet und können zusätzliche Bedarfe nicht abdecken“. Mit diesem Satz beginnt das Rahmenkonzept für die Entwicklung der Grundschulen in Holzminden, dass am heutigen Dienstag (17.00 Uhr, Ratssitzungssaal) dem Rat der Stadt Holzminden zur Beratung vorgelegt wird. Angefertigt wurde es von der Schulverwaltung der Stadt und es eröffnet dem Leser einen Blick hinter die Kulissen.

Wohin die Reise gehen könnte, ist bereits der Ratsvorlage zu entnehmen: „Der Schulträger Stadt Holzminden ist gehalten, in den nächsten 10 Jahren ca. 10 bis 15 Mio. Euro in die Grundschulen zu investieren.“ Große Investitionen werfen also ihre Schatten voraus, die Verwaltung spricht bereits davon, dass „erhebliche Haushaltsmittel aufzuwenden sind“. Das Rahmenkonzept erläutert, warum dies erforderlich ist.

Alte Schulgebäude genügen den heutigen pädagogischen Ansprüchen nicht

Derzeit besitzen die vorhandenen Schulen nicht die baulichen Voraussetzungen, um weder die Umsetzung der gesetzlich vorgesehenen integrativen Schule anzugehen, noch der vom Rat beschlossenen Ganztagsschule Rechnung zu tragen. Das Alter der Schulgebäude entspräche zudem heute längst nicht mehr den pädagogischen Ansprüchen. So wurde das Schulgebäude in der Karlstraße etwa 1876 erbaut und stammt damit aus einer völlig anderen Zeitrechnung. Zwar wurden auch hier im Laufe der Zeit Sanierungen vorgenommen, doch auch die Schulen im Grimmenstein (Baujahr 1957/1964) und die Grundschule in Neuhaus (Baujahr 1961) entsprechen heute nicht mehr den Voraussetzungen einer modernen Schule.

Rahmenkonzept Ergebnis einer Arbeitsgruppe aus Politik, Schulleitung und Verwaltung

Das nun vorgelegte Rahmenkonzept ist das Ergebnis der Beratung einer Arbeitsgruppe, die sich als Ziel die Erarbeitung eines langfristig ausgerichteten Konzeptes zur Entwicklung der Grundschulen auf die Fahne geschrieben hat, verbunden mit dem Anspruch auf hohe Bildungsqualität. Die Arbeitsgruppe setzt sich zusammen aus Vertretern der Politik, der Schulleitungen sowie der Verwaltung. In dem dreiseitigen Pamphlet werden viele Probleme angesprochen und Lösungsvorschläge unterbreitet. Die Arbeitsgruppe habe sich dazu über ein halbes Jahr mit den Rahmenbedingungen der Grundschulen im Stadtgebiet sowie den notwendigen Veränderungen beschäftigt.

Astrid-Lindgren-Schule gut aufgestellt, die Schule Karlstraße sei langfristig in Frage zu stellen

Langfristig soll die Grundschule in der Karlstraße auf den Prüfstand: „Die Stadt Holzminden sollte langfristig den Schulstandort Karlstraße in Frage stellen“, heißt es im Rahmenkonzept. Zunächst sollen in der Karlstraße aber erst einmal die Schülerzahlen verringert werden, um Möglichkeiten für die Anforderungen der Inklusion sowie der Ganztagsschule zu schaffen. An anderer Stelle soll zudem eine neue Innenstadtschule gebaut werden. Konkret könnte diese auf dem Grundstück des Campe I in der Wilhelmstraße entstehen, hierzu soll die Verwaltung mit dem Landkreis Holzminden Möglichkeiten einer Übertragung ausloten.

Die Astrid-Lindgren-Schule wird als zukunftsfähig angesehen, der Standort soll derzeit auch der einzig bestehende Grundschulstandort der Stadt mit gesichertem Langfristerhalt sein. Ein neues Schulgebäude und eine weitgehende Modernisierung könnten hier zur Optimierung der pädagogischen Anforderungen beitragen. Die Astrid-Lindgren-Schule hat dazu sogar bereits eine im Schulvorstand abgestimmte Raumbedarfsplanung inklusive der Anforderungen von Inklusion und Ganztagsschule erarbeitet. Die derzeit dreizügige Schule ist seit 2013 Schwerpunktschule Inklusion und beinhalte bis zu zwei Sprachheilklassen sowie eine Kooperationsklasse mit der Schule an der Weser (Förderschule). Das Raumangebot decke den Bedarf aber bereits heute nicht mehr ab, sodass hier vorrangiger Handlungsbedarf bestehe. „Es ist daher ratsam, den zusätzlichen Raum-Bedarf in Kombination mit den Notwendigkeiten einer Ganztagsschule baulich so umzusetzen, dass eine Übergangslösung vermieden wird“, heißt es im Rahmenkonzept weiter. „Dazu bietet sich vielleicht ein größerer Anbau an den B-Trakt der Schule (entlang Fröbelweg) auf der Ostseite an – künftige Erweiterung der Gebäudeformation von einer L-Form zu einer U-Form“.

ToDo-Liste: Was jetzt als nächstes zu tun ist

Zunächst gilt es, zwischen Stadt Holzminden und dem Landkreis Gespräche über eine mögliche Innenstadtschule auf dem Campe I-Grundstück in der Wilhelmstraße zu führen. Die Fertigstellung eines Neubaus soll dann nach Ansicht der Arbeitsgruppe bis 2024 angestrebt werden. „Synergien ergeben sich aus einer denkbaren gemeinsamen Nutzung von Sportanlagen, die am Sekundar-Schulstandort am Billerbeck bestehen bzw. noch geschaffen werden“, heißt es in dem Konzept weiter. Die Arbeitsgruppe stellt aber auch fest, dass im Bereich der Grundschulen auch weiterhin von einem mittel- bis langfristigen Bedarf für die Vorhaltung aller Standorte auszugehen ist. Der Neubau soll demnach keinen Standort ersetzen, sondern vielmehr Raumreserven für Inklusion und Ganztagsschule schaffen.

Weiterhin soll der Ratsbeschluss auf Einrichtung der Ganztagsschulen umgesetzt werden, die Grundschule Neuhaus ist dabei zum Schuljahr 2018 / 2019 vorgesehen, die Astrid-Lindgren-Schule zum Schuljahr 2019 / 2020. Das dazu erforderliche Antragsverfahren wurde bereits eingeleitet. Die Überlegungen für die Angliederung eines sog. Kooperativen Hortangebotes an alle Grundschulen sollen indes weiterhin verfolgt werden. „Um die Schulstandorte hinsichtlich der Anforderungen zukunftsfähig zu planen, ist dieser Ansatz schon jetzt konkret mit einzubeziehen“, so die Arbeitsgruppe.

In etwa im Jahr 2022 will man schließlich eine Neubetrachtung der Schülerzahlen und Bedarfe vornehmen, die beispielsweise auch zu einer Neuordnung der Schulbezirke führen könnten. Fest steht, es wird sich in der nächsten Zeit viel tun in der Bildungslandschaft der Kreisstadt, denn das Ziel der Stadt Holzminden steht: Der Grundschulbereich soll qualitativ erheblich aufgewertet und zukunftsfähig aufgestellt werden. Seitens der Landesschulbehörde in Hannover wurde bereits signalisiert, dass gegen das Rahmenkonzept aus schulfachlicher Sicht keine Bedenken bestünden.

Fotos: rus