Kreis Holzminden (r). Mut zur Veränderung, kreative Ideen und eine engagierte, solidarische Dorfgemeinschaft für die Umsetzung – das sind wichtige „Zutaten“, wenn es darum geht, Dörfer zukunftsfit zu machen. Aber das wichtigste: Vor Ort braucht es Menschen, die sich engagieren wollen und andere mitziehen können! Das entsprechende Rüstzeug bietet die Dorfmoderation – und mit der Vernetzungsstelle in Göttingen gibt es nun auch eine Ansprechpartnerin für Interessierte aus ganz Südniedersachsen.

„Das Dorf zu moderieren bedeutet: Es mit anderen und mit dem Orts- oder Gemeinderat aktiv zu gestalten und die dorfeigene Lebensqualität zu verbessern“, macht Christine Bossow, LEADER-Regionalmanagerin der VoglerRegion im Weserbergland deutlich. Das könne durch konkrete Projekte und große Aktionen geschehen, aber auch durch ganz unspektakuläre Dinge – etwa indem man die Perspektive wechsele und den Ort einmal aus dem Blickwinkel von Kindern oder weniger mobilen Menschen zu betrachte. Was das konkret heißt, ist im Landkreis Holzminden noch kaum bekannt. Nachdem Anfang März bereits eine Online-Infoveranstaltung stattgefunden hatte, hatten deshalb die LEADER-Region und das Zentrum für ehrenamtliches Engagement (ZEE) im Mai zu einer Exkursion nach Spanbeck eingeladen.

In dem zum Flecken Bovenden gehörenden Ort, in dem die Dorfmoderation seit langem etabliert ist, gab es viel zu sehen. Die Teilnehmenden schauten sich unter anderem eine zum Dorftreffpunkt umgebaute ehemalige Schule an, das elektrische Dorfauto des Dorfvereins, die zur „Bücherzelle“ umfunktionierte Telefonzelle oder zum zentralen Dorfplatz, dem „Thie“ mit dem WLAN-Hotspot. Vom jährlichen Highlight „Spanbecker Winterwald“, der an jedem Adventssamstag für Musik und Weihnachtsmarktatmosphäre im Ort sorgt und ein überregional bekanntes Event geworden ist, konnte im Mai natürlich nur berichtet werden.

Der von Bossow angesprochene bewusste Perspektivwechsel beim Gang durch den Ort hatte die engagierten Einwohner dazu gebracht, dass sie die Beleuchtungssituation schließlich gemeinsam mit der Gemeinde verbessert haben und es inzwischen keine dunklen „Grusel-Ecken“ mehr gibt.

Das alles war natürlich nur möglich, weil sich die Spanbecker zusammen Gedanken darüber gemacht hatten, wie sie in ihrem Ort künftig leben wollen. Mit Hilfe von Dorfmoderatorin Margitta Kolle wurde dann der Grundstein für eine Gründung des Vereins „Gemeinsam für Spanbeck e.V.“ gelegt. „Dabei ist wichtig, dass sich auch Menschen ohne ein bestimmtes Vereinsamt engagiert haben“, sagt Christine Bossow, „also sozusagen die unüblichen Verdächtigen.“

Wie man die aktivieren kann, Veranstaltungen wie Dorfbegehungen und Dorfversammlungen moderiert und Projektgruppen berät und unterstützt, ist in der Dorfmoderations-Fortbildung zu lernen. Bestandteile der Fortbildung sind auch die Beschäftigung mit dem eigenen Dorf, das Kennenlernen guter Beispiele aus anderen Dörfern und das Entwickeln eigener Ideen. Das Fortbildungsangebot ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit der Landkreise Göttingen, Northeim, Goslar und Holzminden. Über die reine Fortbildung hinaus ist über die Jahre ein lebendiges Netzwerk der Engagierten in ganz Südniedersachsen entstanden.

Seit April gibt es in diesem Netzwerk mit der gemeinsamen Vernetzungsstelle Dorfmoderation Südniedersachsen mittlerweile auch einen konkreten Anlaufpunkt für alle Engagierten und Interessierten. Das zu dieser Vernetzungsstelle gehörige Gesicht ist zumindest den im Mai nach Spanbeck gereisten Kreis-Holzmindenern inzwischen gut bekannt: Es ist Margitta Kolle. Sie ist seit vielen Jahren hauptamtlich in der Göttinger Kreisverwaltung tätig und ehrenamtliche Spanbecker Dorfmoderatorin.

Im Rahmen der 5. Sitzung des Ausschusses für Klimaschutz, Bau, Umwelt und Kreisentwicklung stellte sie die Dorfmoderation in Südniedersachsen und die Arbeit der Vernetzungsstelle vor. „Ich möchte eine Ansprechpartnerin auf Augenhöhe sein, mit einem Blick aus der Verwaltung der vier Landkreise und dem Blick meines eigenen ehrenamtlichen Engagements für die Dorfentwicklung“, beschreibt Kolle ihre Aufgabe. Deswegen arbeite sie Hand in Hand zusammen mit dem Zentrum für ehrenamtliches Engagement (ZEE), dass die Engagierten im Landkreis begleitet und unterstützt, mit der LEADER-Region und mit dem Landkreis als Partner der Vernetzungsstelle.

Die Ausschussmitglieder haben betont, wie wichtig es ist, dass sich die Menschen vor Ort selbst für die Zukunft ihrer Dörfer engagieren. Ob ein Dorf eine selbständige Gemeinde oder ein Ortsteil ist, spiele dabei keine Rolle. Die Idee der Dorfmoderation und das Angebot von Fortbildungen und Unterstützung sollen auch im Landkreis Holzminden in die Fläche getragen und Engagierte unterstützt werden. Regional übernimmt das künftig die Vernetzungsstelle, lokal das ZEE. Beide geben Auskunft über die nächsten Fortbildungstermine und Netzwerktreffen geben und stehen per Mail oder Telefon für Fragen zur Verfügung: Margitta Kolle in Göttingen über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bzw. telefonisch unter 0 551 525-26 26 und Anja Kurth beim ZEE im Landkreis Holzminden über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder telefonisch unter 0 55 31 707-390.

Fotos: Christine Bossow/Landkries Holzminden/LEADER